Lagerfeld Kleider 2013 – Haute Couture vom feinsten

Lagerfeld ist eine Legende. Seit mehreren Jahrzehnten macht der Alterlose Haute Couture und Prêt-à-porter.

Seine Kollektionen für Chanel sind zeitlose Klassiker, bewegen die Modewelt aber jedes Jahr aufs neue, wenn König Karl zu Schau ruft. Zum Schaulauf kamen natürlich wieder die großen Stars verschiedener Profession: Schauspielerin Tilda Swinton, Sängerin Vanessa Paradies und die Legende des Modejournalismus Andre Leon Talley.

Es war abzusehen, dass die Location der Chanel Cruise Collection einen exklusiven Standort bekommen würde, mit dem Schloss Versailles hätten die Gäste des Tages aber dann vielleicht doch nicht gerechnet.

Man mag sich das nur einmal auf der Zunge zergehen lassen: eine Lagerfeld Modenschau in den Gärten Versailles, eingerichtet zwischen wundervoll gezüchteten Pflanzen und eindrucksvollen Springbrunnen – einfach himmlisch. Es lässt sich also mutmaßen, dass das höfische Leben Thema der neuen Chanel-Show gewesen sein wird. Aber was gab es zu sehen? Vor allem helle Töne, pastellblau und weiß dominieren die Kleider. Spielereien stehen im Fokus: Blumenapplikationen und Spitzenrüsche, die perfekt an den Hof passt.  Seide, Schleifen und hauchdünne Stoffe verführen dazu, sich in eine längst vergangene Welt zu Träumen.

Bei der Länge der Kleider scheint Lagerfeld variabel gearbeitet zu haben; mal fast so kurz wie ein Mini, mal lang bis zu den Knöcheln.

Die Rockteile der Kleider waren wieder einmal ausladend und detailreich. Auch Tüll und transparent Dekolletées durften nicht fehlen.

Sehr interessant war die Idee, die Models mit Kurzhaarperücken laufen zu lassen. Dieser Schnitt passt natürlich gar nicht in die Zeit. Der Rokoko war für seine hohen, ausladenden Frisurformen bekannt. Lagerfeld hat damit natürlich nicht einfach einen Fehler gemacht, sondern in völliger Absicht gehandelt. Er wollte einen Widerspruch erzeugen. Pink gefärbte Kurzhaarperücken in Versailles und dazu Kleider mit farbigen Applikationen? Das ist ganz klar Rebellion!

Doch Lagerfeld wäre nicht Lagerfeld, wenn er es bei einem kleinen Seitenhieb belassen hätte. Bei der Schuhwahl schlägt er nach. Wahrscheinlich hätten sich in Versailles alle den typischen Rokoko-Schuh vorgestellt, einer mit einfacher Schnürung, der über dem Knöchel abschließt. Nichts da! Lagerfeld lässt seine Models Turnschuhe tragen. Mal schwarz-weiß, mal gold-weiß oder doch einfarbig, die Schuhe bilden einen Kontrast zum Kleid. Interessant zu sehen war, dass Lagerfeld – genau wie Prada für den Herbst/Winter 2012/2013 – auf hohe Absätze und dicke Sohlen besteht. Ein weiterer Kontrast, der den Blick zwischen kurzem Kleid und Fuß wandern lässt. Bei auffälligen Kleidern eines solchen Kalibers, gespickt mit Raffinesse und widersprüchlichen Kompositionen, stellt man die Frage, welche Bedeutung die Accessoires einnehmen. Antwort: Sie sind sehr präsent aber bleiben unaufdringlich. Lagerfeld setzt auf goldene Schleifchen, breite Halsbänder, die ebenfalls golden und detailreich verschlungen sind. Wenn Hüte zum Kleid auftauchen, so sind sie extrem groß, manch einer auch bunt gefärbt. Die Handtasche muss bei der diesjährigen Chanel Cruise Collection absolut zum Kleid passen. Muster der Kleider lassen sich auf den Handtaschen wiederfinden und bilden dadurch einen abgeschlossenen Look, der dennoch provoziert. Die Größen der Taschen fallen nicht überdimensioniert aus und passen immer. Lagerfeld wäre nicht der humorvolle Alleskönner, der er ist, wenn er seinem Publikum nicht auch noch ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hätte. Manch einer wird gedacht haben, der sexy Gärtner des Schloss Versailles wäre gerade von der Arbeit gekommen, als ein junges, dunkel gekleidetes Model ohne Hemdärmel, hochgekrempelten Hosen und Gießkanne über den von Springbrunnen umsprudelten Catwalk lief. Ja richtig: Gießkanne. Lagerfeld hatte diese mit Leder abgesteppt  und den Aufsatz vergoldet.

Gerade diese Spielchen lassen eine Lagerfeld Modenschau zum echten Highlight werden und nehmen der Highfashion etwas von ihrer elitären Note. Wer also bis zum oberen Ende der Modeleiter klettern will, der sollte es mal mit Punk-Rokoko versuchen.

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